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Forschungszentrum Jülich – Forschen in Jülich 2_2013

Forschen in Jülich 2|201322 Forschen in Jülich 2|201322 Stehen wir vor einer Revolution in der Wissenschaftskom- munikation? Peters: Wir befinden uns auf jeden Fall in einem Umbruch. Das Internet bedeutet eine Zäsur für die Medienwelt. Die Medien- nutzung der Menschen verändert sich. Von Wissenschaftlern wird heute erwartet, dass sie öffentlich präsent sind. Doch die- se Änderungen führen aus meiner Sicht nicht dazu, dass sich das System revolutioniert. Wäre es nicht für Wissenschaftler verlockend, die neuen Mög- lichkeiten wie etwa Blogs zu nutzen und sich ohne Vermitt- lung durch Journalisten direkt an das Publikum zu wenden? Peters: Für die Mehrheit anscheinend nicht: Von uns befragte Neurowissenschaftler aus Deutschland und den USA gaben beispielsweise an, sich über Wissenschaft allgemein vor allem in journalistischen Medien zu informieren. Sie waren auch der Meinung, dass journalistische Medien mehr Einfluss hätten als neue Medien. In einem renommierten Medium aufzutauchen, hat eine andere Reichweite und ein anderes Gewicht, als seine Sicht im eigenen Blog zu verkünden. Es ist fraglich, ob sich tat- sächlich viele Forscher die Zeit für umfangreiche Online-Aktivi- täten nehmen. Außerdem wird das Publikum auch im Internet künftig nicht ohne Journalismus oder etwas anderes auskom- men, das hilft, die Bedeutung eines Themas einzuschätzen. Wollen Wissenschaftler überhaupt den direkten Kontakt mit dem Publikum? Peters: Wissenschaftler wünschen sich sehr wohl den Dialog mit der Öffentlichkeit. Jedoch ist die Mehrheit dagegen, dass Laien mehr Einfluss auf Entscheidungen innerhalb der Wissen- schaft bekommen. Unsere Studien zeigen, dass insbesondere Naturwissenschaftler deutlich zwischen der Diskussion inner- halb der Wissenschaft und der Diskussion mit der Öffentlich- keit unterscheiden. Eine Revolution bleibt also aus. Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Trends? Peters: Gerade bei der Studie mit den Neurowissenschaftlern haben wir festgestellt, dass Wissenschaftler Öffentlichkeitsar- beit effizienter gestalten wollen. Sie fangen an, Medien nach Wichtigkeit zu selektieren und PR-Aufgaben stärker zu dele- gieren – an PR-Abteilungen oder externe Agenturen. Für die interessierte Öffentlichkeit besteht jedoch die Gefahr, dass PR gegenüber kritischer, ausgewogener Berichterstattung domi- nieren könnte. Darüber hinaus werden gesellschaftliche Erwar- tungen an die Wissenschaft zunehmend durch direkte, interak- tive Kommunikation vermittelt, etwa durch Shitstorms gegen bestimmte Forschungszweige oder durch die Einflussnahme über Blogs, beispielsweise auf Klimaforschung. :: Die Zeichen stehen auf Wandel, auch in der Wissenschaftskommunikation. Einige Experten sind sich sicher, dass die Zukunft vor allem Blogs und sozialen Netzwerken gehört und der klassische Wissenschaftsjournalismus ausgedient hat. Doch der Jüli- cher Kommunikationsforscher Prof. Hans Peter Peters ist skeptisch. Im Rahmen von verschiedenen Studien hat er weltweit Wissenschaftler befragt. Warum bloggende Wissenschaftler kein Massenphänomen werden

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