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FiJ_3-13__ePaper

ßeren Aggregaten an. D3 wiederum besitzt entsprechende positive Ladungen, die genau an dieser Stelle – der Bindungsstelle und dem Knick im Falt- blatt – andocken, diese somit abschirmen und das Aggregat zerstören. Strodels Computermodelle sollen in Zukunft dabei helfen, D3 noch weiter zu optimieren. Um zu verstehen, wieso die Tage in den Labors von Willbold und Strodel mehr als 24 Stunden haben sollten, muss man wissen, welche Wirkung D3 bisher im Tierversuch gezeigt hat. Getes- tet wurden sogenannte Alzheimer-Mäu- se, die das menschliche Amyloid-beta produzieren, typische Plaques im Gehirn bilden und später durch eine verminder- te Lernfähigkeit auffallen. So vergessen diese Mäuse beispielsweise, wo unter einer trüben Wasseroberfläche eine Plattform versteckt ist, auf der sie ste- hen und sich vom Schwimmen ausruhen können. Wurde diesen Mäusen D3 im Trinkwasser oder per Infusion verab- reicht, passieren drei Dinge: Die Amylo- id-Plaques und typischen Entzündungs- prozesse im Gehirn nehmen ab und gleichzeitig steigt das Lernvermögen. Dieter Willbold bittet um Geduld: „Die klinische Studie der Phase I, die jetzt beginnt, wird lediglich zeigen, ob die Substanz im Menschen sicher an- wendbar ist. Ob es dort genau wie im Tierversuch wirkt, das wird erst in Pha- se II und III geklärt.“ TEST SOLL KLARHEIT BRINGEN Entscheidend für diese klinischen Studi- en ist es unter anderem, die richtigen Patienten auszuwählen. Denn bisherige Testverfahren sind ungenau: Bei etwa 30 Prozent der Demenzkranken liegt eine andere Form der Demenz vor. „Zur bes- seren Diagnose und Verlaufskontrolle stehen zwar seit diesem Jahr mehrere Radiopharmaka zur Verfügung“, sagt Willbold (siehe auch „Was bringt eine Di- agnose ohne Therapie?“, Seite 11), „an- dererseits sind diese Untersuchungen recht teuer“, gibt er zu bedenken. „Zudem interessieren uns die Amyloid-Plaques im Gehirn weniger als die Amyloid-Oligomer- Last in den Körperflüssigkeiten.“ In einer kürzlich veröffentlichten Studie stellt sein Team daher einen neuen Test vor, der Amyloid-Oligomere in der Rückenmarks- flüssigkeit extrem empfindlich nach- weist. Bei Gesunden ließen sich so gut wie keine Oligomere aufspüren. Bei Alz- heimerpatienten und sogar schon bei Patienten mit ersten kognitiven Ein- schränkungen fanden sich dagegen sehr viele der toxischen Aggregate. Die Schwere der Demenz war dabei eindeutig an der Oligomer-Belastung im Liquor ablesbar. Nur ein mit Alzheimer diagnostizierter und schwer demenz- kranker Patient gab den Forschern Rät- sel auf. Bei ihm fand sich kein erhöhter Oligomer-Wert. „Es gibt zwar noch ein paar andere Erklärungsmöglichkeiten, aber ich gehe davon aus, dass der Be- troffene falsch diagnostiziert war. Da die bisher verwendete Diagnostik nicht 100-prozentig richtig liegt, muss eine verbesserte, auf Biomarkern basierende Diagnosemethode zwangsläufig Unter- schiede zur bisher verwendeten Diag- nostik aufweisen“, meint Prof. Willbold. „Leider konnten wir den Patienten aus verschiedenen Gründen nicht nachun- tersuchen, um dies zu klären“, bedauert er. Um den Test zu standardisieren und in Richtung klinische Anwendung weiter voranzubringen, stellt das Bundesfor- schungsministerium im Rahmen des so- genannten V.I.P.-Programms Fördermit- tel bereit. Willbold ist überzeugt: „Ein solcher Test wird viele klinische Studien beschleunigen und zuverlässiger ma- chen und damit schneller zu einem wirksamen Alzheimer-Medikament füh- ren.“ :: Brigitte Stahl-Busse Prof. Dieter Willbold entwickelt mit sei- nem Team neue Therapie- und Diagnose- verfahren für Alzheimerpatienten. Forschen in Jülich 3|201310 Institut

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