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FiJ_3-13__ePaper

die Depression oder den Autismus wei- ter zu erforschen. Beim Autismus, der von der Weltgesundheitsorganisation zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörun- gen gerechnet wird und bisher unheilbar ist, haben Betroffene Probleme, sich mit anderen auszutauschen. „Autisten ha- ben beispielsweise Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Sie erwidern häufig kein Lächeln oder können Gefühle wie Wut oder Trauer bei anderen schwer einschätzen“, erklärt Eickhoff. Wissenschaftlich bekannt ist, dass das dafür ebforderliche Hineinver- setzen in ein Gegenüber ebenfalls im dorsomedialen Präfrontalkortex abläuft. Um die neurobiologischen Ursachen dieser und anderer psychiatrischer Er- krankungen besser zu verstehen, hat der Mediziner bereits Folgeprojekte geplant, mit denen die Hirnstruktur und die Ver- netzung verschiedener Hirnareale bei eingeschätzt werden, bestätigte sich unsere These, dass dies eine Schlüssel- region für soziale Bewertungen im menschlichen Gehirn sein muss.“ LEBENSNOTWENDIGE STEUERUNG Was im 21. Jahrhundert für private und berufliche Kontakte und Beziehungen wichtig erscheint, ist auch aus evoluti- onsgeschichtlicher Perspektive bedeut- sam: „Die sozial-kognitiven Urteile etwa über die Vertrauenswürdigkeit einer Per- son sind als Warnhinweise neben Grund- emotionen wie Angst oder Ekel aus- schlaggebend dafür, dass der Mensch überlebt“, erläutert Eickhoff. Ob Höhlen- mensch oder Firmenchef: Die Wahl der Partner war und ist für die eigene Exis- tenz entscheidend – zur Jäger- und Sammlerzeit wie im 21. Jahrhundert. Den langfristig relevanten Einschät- zungen im dorsomedialen Präfrontalkor- tex stehen die Beurteilungen von sponta- nen Gefühlsregungen in anderen Hirnre- gionen gegenüber: „Ob ein Mensch gerade traurig oder fröhlich ist, beurtei- len wir unter anderem in der Amygdala“, erläutert Simon Eickhoff. Zur Verarbei- tung dieser Grundemotionen gibt es nach Aussagen des Wissenschaftlers bereits zahlreiche Studien. Die For- schung über die sozial-kognitiven Ent- scheidungsprozesse – etwa ob wir einem Menschen vertrauen oder nicht – hinge- gen stecke noch in den Anfängen. Das Wissen über die unterschiedli- chen Entscheidungsareale hilft unter an- derem, psychiatrische Erkrankungen wie Patientinnen und Patienten analysiert werden sollen. „Wir möchten untersu- chen, ob die Hirnstruktur als solche ge- stört ist, die Interaktion des dorsomedia- len Präfrontalkortex mit anderen Hirnarealen abweichend verläuft oder auch beides der Fall ist“, so der Neuro- wissenschaftler. Die Erkenntnisse kön- nen dazu beitragen, Behandlungsmög- lichkeiten gezielt zu verbessern. :: Ilse Trautwein Prof. Simon Eickhoff hat untersucht, welche Hirnareale aktiv sind, wenn Men- schen Stimmen beurteilen. … um zu einer Ein- schätzung unseres Gegenübers zu gelan- gen – als stünden ihm seine Wesenszüge ins Gesicht geschrieben. 3|2013 Forschen in Jülich 21 FORSCHUNG IM ZENTRUM | Neurowissenschaften Institut Arbeitsgruppe

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