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Forschungszentrum Jülich - Jahresbericht 2012

67 Wissenanwenden Forschung für die Praxis Trotz intensiver weltweiter Forschungs- tätigkeit existiert bislang kein Medika- ment, das die Alzheimer-Erkrankung er- heblich lindert oder gar heilt. Nach Schätzungen leiden allein in Deutsch- land rund eine Million Menschen unter dieser Form der Demenz. Zwar gab es immer wieder vielversprechende Subs- tanzen, doch erwiesen sie sich in den klinischen Tests als unwirksam oder hat- ten zu große Nebenwirkungen. Prof. Dieter Willbold, Direktor am Jüli- cher Institute for Complex Systems (ICS), ist optimistisch, dass sein Team einen Wirkstoff-Kandidaten gefunden hat, der besser abschneiden wird. Die- ser potenzielle Arzneistoff wird in den kommenden zwei Jahren die sogenannte Phase 1 der klinischen Tests durchlau- fen. In dieser Phase verabreichen Ärzte die Substanz an Gesunde und prüfen, wie verträglich sie ist und wie sie sich im Stoffwechsel umwandelt. Die Helm- holtz-Gemeinschaft finanziert die Phase- 1-Studie mit Geld aus ihrem Validie- rungsfonds. Willbold nennt für seine Zuversicht einen guten Grund: „Die Wirkweise un- serer D3-Peptid-Abkömmlinge unter- Auf dem Weg zum Alzheimer-Medikament scheidet sich völlig von derjenigen anderer bisher klinisch getesteter Sub- stanzen.“ Letztere zielen fast alle auf das kettenförmige Beta-Amyloid-Mole- kül, das aus rund 40 Eiweißbausteinen – Aminosäuren – besteht. Das Beta- Amyloid-Molekül kann Ablagerungen – Plaques – bilden, die charakteristisch sind für die Alzheimer-Krankheit und nach dem Tod der Erkrankten in deren Gehirn gefunden werden. Manche der gescheiterten Arzneistoff-Kandidaten etwa sollten die Enzyme blockieren, die für die Produktion des Beta-Amyloid- Moleküls notwendig sind. „Unser Ansatz ist es dagegen, nicht gegen das Beta-Amyloid-Molekül vorzu- gehen, sondern es sogar zu stabilisie- ren. Damit wollen wir erreichen, dass es sich nicht zu größeren Aggregaten oder Plaques umwandelt“, erläutert Willbold. Bei der Suche nach Substan- zen mit dieser Wirkweise stießen sie auf das D3-Peptid und verschiedene seiner Abkömmlinge. Diese Substanzen enthalten Aminosäuren, die spiegelbild- lich zu den Aminosäuren in natürlichen Eiweißen aufgebaut sind. Der Vorteil der künstlichen Spiegelbilder: Sie wer- den von körpereigenen Abbauproteinen nicht angegriffen und sind daher beson- ders stabil. Der Ansatz der Jülicher Wissen- schaftler hat sich bereits bei Tests in Zellkulturen und bei Versuchen mit Mäusen bewährt, die mutierte Gene für ein menschliches Vorläuferprotein des Beta-Amyloids besitzen. Bei diesen Alz- heimer-Modellmäusen steigert D3 die geistige Leistungsfähigkeit. So erinnern die Tiere sich besser daran, wo sich in einem Wasserbecken die Plattform zum Ausruhen befindet. Jahresbericht 2012 | Forschungszentrum Jülich Ein Team um Prof. Dieter Willbold und Dr. Susanne Aileen Funke hat einen potenziellen Arzneistoff gegen die Alzheimer-Demenz entwickelt, der sich nun in ersten klinischen Tests bewähren muss. Computersimulationen zeigen zwei unterschiedliche Ansichten davon, wie sich das D3-Peptid an Beta-Amyloid-Moleküle – dargestellt als gelb-grüne Bänder – anlagert. Institut

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